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Landeswallfahrt nach Sachseln: «Frieden hat mit Integrieren zu tun»

Behindertenseelsorgerin Fabienne Eichmann bei ihrer Predigt im Pilgergottesdienst, die von Agnes Zwyssig in die Gebärdensprache übersetzt wurde, | © 2022 Ivo Kaelin
Behindertenseelsorgerin Fabienne Eichmann bei ihrer Predigt im Pilgergottesdienst, die von Agnes Zwyssig in die Gebärdensprache übersetzt wurde, | © 2022 Ivo Kaelin

Grosse Beteiligung an der Luzerner Landeswallfahrt nach Sachseln und Flüeli-Ranft am ersten Septembermittwoch: Um die 200 Personen pilgerten gestern zu Bruder Klaus. Frieden habe mit Integration zu tun, hiess es in der Predigt. Sinnbildlich dafür wurde diese erstmals für Menschen mit einer Hörbehinderung in die Gebärdensprache übersetzt.

Das Lebenszeugnis von Niklaus von Flüe und dessen Ehefrau Dorothea zeige, «dass Frieden immer mit Integrieren von Gegensätzen zu tun hat», sagte Fabienne Eichmann. Und dass es sich lohne, Fenster zu öffnen und selbst widersprüchliche Ideen zusammen zu sehen. Eichmann ist seit August Behindertenseelsorgerin der katholischen Kirche im Kanton Luzern. Sie verwob in ihrer Predigt ihre neue Aufgabe, das Leben von Niklaus und Dorothea und die von Krieg, Flucht und Not geprägte Gegenwart. Die Menschen, mit denen sie arbeite, hätten alle ihre Einschränkung nicht selber gewählt. «Niemand wird gefragt, ob es ihm oder ihr passt, plötzlich im Rollstuhl zu sitzen. Oder ob es in Ordnung sei, das Augenlicht zu verlieren», sagte Eichmann. Sie denke auch an die Unsicherheiten, die viele von uns aktuell beschäftigten. «Erst erschüttert ein Virus unser Vertrauen. Und seit Februar wütet ein Krieg fast vor unserer Haustüre und stellt unsere Selbstverständlichkeiten in Frage. Plötzlich ist etwas Wirklichkeit, was man und frau bis anhin für Unvorstellbar hielt.» Aber es gebe «kein Leben ohne Beschränkungen und Nebenwirkungen», ist sich Eichmann sicher.

In die oft so unbarmherzige Wirklichkeit hinein verheisse Jesus im Tagesevangelium: Selig, ihr Armen. Selig, die ihr jetzt hungert. Oder: Selig, die ihr jetzt weint. Er beglückwünsche also ausgerechnet jene Menschen, die sich gebrochen und kaputt fühlen. Das könne zynisch anmuten. Jesu‘ Worte seien aber auch kraftvoll und prophetisch, und von diesem Gott gebe Bruder Klaus Zeugnis. «Seine besondere Friedfertigkeit erzählt von einem Mut, der durch die eigene Verletzlichkeit gegangen ist.»

Sehr viele Pilgerinnen und Pilger

Die Predigt von Fabienne Eichmann und die spätere Andacht in der unteren Ranftkapelle wurden – erstmals an der Sachsler Wallfahrt – in die Gebärdensprache übersetzt. Dafür verantwortlich war Dolmetscherin Agnes Zwyssig. Das neue Angebot bewegte eine Handvoll Menschen mit einer Hörbehinderung, an der Landeswallfahrt teilzunehmen, zusammen mit rund 200 Personen, einer Beteiligung wie noch kaum je in jüngster Zeit.

Pilgerleiter Bruno Oegerli gestaltete die Wallfahrt abwechslungsreich. Im Gottesdienst in der Pfarrkirche Sachseln sang der Lumina-Chor Rain unter der Leitung von Andreas Wüest, in der Andacht in der Ranftkapelle musizierten Kurt Räber (Klarinette) und Hansruedi Muff (Saxophon), derweil Oegerli selbst zur Gitarre griff und dazu Mundharmonika spielte.

Zur Andacht stiess die Gruppe zur Pilgerschar, die sich frühmorgens in Stans zu Fuss auf den Weg in den Ranft gemacht hatte. Anschliessend lud die Landeskirche – inzwischen wie gewohnt – alle Pilgerinnen und Pilger zum Apéro und Mittagessen ein.

Beim Einzug zum Pilgergottesdienst am Morgen in der Pfarrkirche Sachseln. | © 2022 Kurt Kaelin
Beim Einzug zum Pilgergottesdienst am Morgen in der Pfarrkirche Sachseln. | © 2022 Kurt Kaelin
Die offizielle Vertretung von Kirche und Regierung nach dem Pilgergottesdienst in Sachseln (von links): Synodalverwalter Edi Wigger, Regierungspräsident Guido Graf, Standesweibelin Anita Imfeld, Kantonsratspräsident Rolf Born, Synodalratspräsidentin Annegreth Bienz-Geisseler und Synodepräsident Benjamin WIgger. | © 2022 Ivo Kaelin
Die offizielle Vertretung von Kirche und Regierung nach dem Pilgergottesdienst in Sachseln (von links): Synodalverwalter Edi Wigger, Regierungspräsident Guido Graf, Standesweibelin Anita Imfeld, Kantonsratspräsident Rolf Born, Synodalratspräsidentin Annegreth Bienz-Geisseler und Synodepräsident Benjamin WIgger. | © 2022 Ivo Kaelin
Bei der Andacht in der Ranftkapelle, die von Kurt Räber (links) und Hansruedi Muff musikalisch begleitet wurde. | © 2022 Kurt Kaelin
Bei der Andacht in der Ranftkapelle, die von Kurt Räber (links) und Hansruedi Muff musikalisch begleitet wurde. | © 2022 Kurt Kaelin
Pilgerleiter Bruno Oegerli mit Gitarre und Mundharmonika bei der Andacht in der Ranftkapelle. | © 2022 Kurt Kaelin
Pilgerleiter Bruno Oegerli mit Gitarre und Mundharmonika bei der Andacht in der Ranftkapelle. | © 2022 Kurt Kaelin