In der Gepflogenheit steckt das Wort Pflege; verbindet man beides, entsteht eine Tradition daraus. So verhält es sich mit der Luzerner Fusswallfahrt nach Einsiedeln, die das nächste Jahr zum 17. Mal stattfinden wird. Noch bevor indes das alte sich verabschiedet, pflegen die Gründerväter dieser Wallfahrtstradition eine andere, die nunmehr ebenso wenig aus dem Pilgerjahr wegzudenken ist: Den Nachmittag vor Heiligabend verbummeln sie auf dem letzten Abschnitt der Fusswallfahrt, von der Altmatt ins Klosterdorf. Nicht dass die Kontinentaldrift übers Jahr soweit vorangeschritten wäre, dass man einen neuen Weg über den Chatzenstrick erkunden müsste. Gewiss nicht. Vielmehr geht es um den gemeinsamen, friedlich-fröhlichen Schlussstrich unter zwölf Monate und den Dank für all das, was dieselben einem gebracht haben: viel Freud‘ nämlich, trotz alle des Schweren, das sich auch ohne eigenes Zutun ins Leben legt.
Gestern Freitag machte sich mit diesem Ansinnen also ein Grüppchen auf den Weg, angeführt von den seinerzeitigen «Erfindern» der Fusswallfahrt nach Einsieden, alt Synodalverwalter Guido Saxer und alt Regierungsrat Toni Schwingruber. Begleitet wurden sie von Hubert Aregger, Präsident des Wallfahrtvereins, Synodalverwalter Edi Wigger, seit gut sieben Jahren Guido Saxers Nachfolger, Matthias Bättig und Dominik Thali vom Fachbereich Kommunikation der Landeskirche sowie Viktor Diethelm, ehedem für die kirchliche Jugendarbeit bei der Landeskirche verantwortlich und seit einem Dreivierteljahr Leiter der Deutschschweizer Fachstelle für Offene kirchliche Jugendarbeit.
Vom «Rössli» zum «Rosengarten»
Vor dem Fussmarsch war auch heuer eine Stärkung angesagt – im «Rössli» in der Altmatt, wo, wie die Pilger erst heuer erfuhren, am 23. Dezember die Wirtin Geburtstag feiert. Der 88. war es heuer für Hedwig Inglin bereits, wozu ihr selbstredend ein Ständchen gebracht wurde. Ein frohes Wiedersehen gab es wenig später im «Alphüttli» bei Seebi Frank, der inzwischen, unter anderem dank unserer letztjährigen Berichterstattung über diese kleine Vorweihnachtswallfahrt, über eine rechtmässige Bewilligung für seine Besenbeiz verfügt. Ob der den Alpkäse vom Pragel aus diesem Grund nicht verrechnete, wissen wir nicht, verdankt sei es an dieser Stelle aber ein weiteres Mal. Ein lustig‘ Stündchen war es im «Alphüttli», wozu die urchige Schwyzer Gaschtig das Ihre beitrug.
Auf dem Chatzenstrick bot sich an diesem klaren Spätnachmittag ein herrlicher Blick ins Hochtal von Einsiedeln. Schnell ein Gruppenbild mit dem Selbstauslöser gemacht, ein Kerzchen in der St.Anna-Kapelle angezündet – und schon ging es, der die Beine hochkriechenden Kälte wegen zügigen Schrittes Einsiedeln zu. Hier machte im «Rosengarten» Pilgerfreund, Braumeister und und Nationalrat Alois Gmür der Gruppe seine Aufwartung.
Aus dem Unterdorf machte sich zu guter Letzt und schon bei Dunkelheit der verbliebene Rest der Wallfahrer auf ins Kloster, um bei der Komplet, dem Nachtgebet der Mönche, den Tag zu beschliessen.
